„Die Kette ums Rathaus ist geschlossen!“ konnte das Bochumer Bündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit am Donnerstag kurz nach 17 Uhr verkünden. Über 700 Bochumer BürgerInnen – mehr als erwartet – spannten eine bunte Menschenkette ums Bochumer Rathaus. Sie brachten so ihre Empörung gegen die unsozialen Kürzungspläne der Kommune zum Ausdruck und skandierten gemeinsam: „Wir geben unser letztes Hemd nicht her! Wir halten unsere Stadt zusammen!“ „Wir lassen uns nicht kaputt sparen!“, brachte die Sprecherin des Bündnisses, Gudrun Müller von ver.di, den Protest auf den Punkt. Die geplanten Streichungen im Haushalt sind unsozial, sie treffen nur die eh schon Benachteiligten. Die Lösung kann nicht kürzen heißen, sondern die Einnahmen müssen erhöht werden.“
Die anschließende Talkrunde mit einige „Einsparungsopfern“ wurde eingeleitet durch ein „Streichkonzert“ auf dem Cello von Christiane Conrad (Foto rechts). Das Gespräch wurde von der Journalistin Mag Wompel geleitet. Sie formulierte das Unbehagen, dass soziale Bewegungen jetzt etwas verteidigen, das sie bisher vor kurzem im sozialen Bereich häufig als unzureichend kritisiert haben. Bettina Eickhoff, Vorsitzende des Paritätischen, machte dann auch klar, dass das soziale Netz der Stadt so stark gespannt ist, dass jeder weitere Einschnitt es zum Reißen bringt. Dr. Kemal Bozay, Geschäftsführer von IFAK und Iris Mikus als Vertreterin von Eltern und Kindern, deren Schule geschlossen werden soll, zeigten auf, welche erfolgreichen Integrationsbemühungen zerstört werden, wenn Schulschließungen ausschließlich unter fiskalischen Gesichtspunkten diskutiert werden und überhaupt nicht berücksichtigt wird, welche Bedeutung Schulen in einem Stadtteil haben. Rolf Stein vom Bahnhof Langendreer erinnerte an das riesige Engagement, mit dem viele Projekte in der freien Kulturszene entstanden sind. Die Stadt sollte sie so behandeln wie rohe Eier. Alles was jetzt kaputt gespart werde, sei wahrscheinlich für immer zerstört. Karina Lange, Jugendvertreterin bei der Stadtverwaltung schilderte sehr anschaulich, was es bedeutet, wenn die Auszubildenden in der Stadt keine Berufsperspektive haben, weil rigoros Stellen gestrichen werden sollen. Rolf Geers vom Kinder- und Jugendring deutete an, welche wichtigen Einrichtungen der Daseinsfürsorge im Jugendbereich gerade zur Disposition gestellt werden. Gleichzeitig verwies er auch auf den Widerstand in den vergangen Jahren. Hier sei es immer wieder gelungen, viele Menschen in Bochum zu mobilisieren, um den Verantwortlichen klar zu machen, dass für den Erhalt von sozialen Erungenschaften auch gekämpft wird. Den Abschluss der Veranstaltung übernahm Michael Hermund vom DGB. Er bewertete diese Bündnis-Demonstration als großen Erfolg und kündigte weiteren Widerstand an, falls die Umverteilung von unten nach oben fortgeführt werde. Auch rief er zur Teilnahme an der zentralen DGB-Kundgebung „Gerecht geht anders – für einen Kurswechsel in Berlin!“ am 13.11.2010 in Dortmund auf. Bilder der Aktion